
Bootfahren ohne Führerschein: Wo und mit welchen Booten ist es erlaubt?
Sich an heißen Sommertagen mitsamt Boot ans Wasser zu begeben, über die Wellen zu gleiten und zur Abkühlung die Füße ins kühle Nass zu halten - dieser Gedanke klingt nach Entspannung pur und ist dem ein oder anderen bestimmt schon öfters in den Sinn gekommen.
Für erfahrene Bootsbesitzer relativ einfach realisierbar, ist ein Tag oder sogar Urlaub auf dem Wasser aber auch für Laien denkbar. Sei es beim Wochenendausflug, Familienurlaub oder einfach aus purer Neugierde: Auch ohne Boot und sogar ohne Bootsführerschein kannst Du den Anker lichten und drauf losschippern - unter Berücksichtigung einiger wichtigen Vorschriften und Regeln.

(Bildquelle: Sergey Makashin / pexels.com)
Leinen los: Diese Boote darfst Du auch ohne Führerschein fahren
Anders als beim Autofahren ist das Steuern eines Wasserfahrzeugs nicht immer führerscheinpflichtig. In Deutschland gibt es, besonders dem Wassersporttourismus zugute, so einige Möglichkeiten, auch ohne offiziellen Schein in die Wellen zu stechen. Dabei kommt es besonders auf die Motorleistung und weitere Eigenschaften Deines Bootes, aber auch auf Deine persönliche Verfassung an.
Technische Daten des Bootes
Egal, ob vom Nachbarn ausgeliehen oder direkt am Gewässer gemietet - grundsätzlich gilt: Für Boote mit einem Verbrenner-Motor und einer Leistung von bis zu 15 PS brauchst Du auf den meisten deutschen Binnen- und Seegewässern keinen sogenannten Sportbootführerschein. Das entspricht etwa 11,03 Kilowatt - also genug Geschwindigkeit, um ordentlich übers Wasser zu gleiten und den Fahrtwind im Gesicht zu spüren, aber immer noch unter der Grenze, ab der laut Gesetzesgeber ein Führerschein benötigt wird.

Das klassische Motorboot ist besonders beliebt bei Einsteigern. (Bildquelle: Hüseyin Açıkgöz / pexels.com)
Bei Elektrobooten hingegen wird argumentiert, dass das vergleichsweise früher verfügbare Drehmoment und damit verbunden auch der höhere Schub der E-Motoren für ein risikoreicheres Fahren sorgt - dementsprechend wurde mit Beginn 2023 die führerscheinfreie Elektromotorleistung auf 7,5 Kilowatt (etwa 10,2 PS) begrenzt.
Auch ist die Länge des Bootes entscheiden: 15 Meter dürfen nicht überschritten werden und somit sind einige Haus- und auch Segelboote automatisch vom Fahren ohne Führerschein ausgeschlossen. Bei letzteren ist in manchen Revieren, wie etwa in Berlin, auch die Segelfläche entscheidend.
Allgemein können die folgenden Wasserfahrzeuge unter Einhaltung aller Vorschriften - sowohl auf nationaler als auch Länder- oder Gewässer-spezifischer Ebene - ohne Führerschein gefahren werden:
- Boot mit Verbrennungsmotor: Hier ist besonders die 15-PS-Grenze zu beachten.
- Boot mit Elektromotor: Hier ist besonders die 7,5 kW- bzw. 10-PS-Grenze zu beachten.
- Segelboot: Die Begrenzung auf maximal 15 Meter Länge ist zu beachten. Ebenso ist zu bedenken, dass Segeln anspruchsvoller ist als das Fahren eines Motorboots.
- Yacht: Auch hier ist besonders die Leistung des Motors sowie die Länge des Boots zu beachten.
- Weitere Wasserfahrzeuge: Funktionstüchtige Tret-, Schlauch- und Ruderboote können ebenso wie Kanus und Flöße ohne Führerschein gefahren werden.
- Hausboot: Abhängig von der etwaigen Motorleistung, der 15 Meter Längenbegrenzung sowie einer Maximalzahl von 12 Passagieren. Für Urlaube auf dem Hausboote ist eine sogenannte Charterbescheinigung notwendig, die nur im festgelegten Zeitraum, für ein bestimmtes Boot und auf vorab abgesteckten Gewässern Gültigkeit hat. Sie erfordert eine mehrstündige theoretische und praktische Einweisung.
Besonders in touristischen Regionen haben sich Bootsverleiher längst auf die Nachfrage eingestellt und kommen Interessierten auch ohne Bootsführerschein stark entgegen: Sie bieten Boote an, die man ohne Vorkenntnisse und Führerschein nutzen darf - inklusive kurzer Einweisung in das Handling und die wichtigsten Seemannsgarn-Regeln, einem Sicherheitscheck sowie Tipps für die Strecke. Für längere Aufenthalte auf dem Wasser kann ein Charterschein erworben werden.
Persönliche Verfassung
Neben den Eigenschaften des Bootes sind auch einige bestimmte persönliche Voraussetzungen zu erfüllen, um ohne Bootsführerschein durchstarten zu können.

Die körperliche und geistige Verfassung des Kapitäns sind wichtige Faktoren, um erfolgreich in die Wellen stechen zu können. (Bildquelle: Bryce Carithers / pexels.com)
So musst Du im Regelfall mindestens 16 Jahre alt sein, um ein Boot ohne Führerschein auf Binnen- oder auch Seegewässern fahren zu können. In gewissen Revieren kann jedoch vorgeschrieben sein, dass Du zum führerscheinlosen Steuern mindestens volljährig sein musst. Dies trifft auch auf das Absolvieren einer Charterbescheinigung zu.
Ebenso muss man als Freizeit-Kapitän sowohl körperlich als auch geistig fit sein - so ist beim Segeln etwa mehr Körpereinsatz gefordert als beim Fahren eines Motorbootes. Unabhängig vom Wasserfahrzeug muss man zudem stets die wichtigsten Verkehrsregeln auf dem Wasser im Kopf haben und befolgen können. Auch ist es wichtig, dass der Bootsführer - im besten Fall natürlich sogar alle Passagiere - schwimmen können und wie auf der Straße ist auch auf dem Wasser ein alkoholisiertes Fahren nicht gestattet.
Revier-Sache: Hier darfst Du Boote ohne Schein fahren
Allgemein dürfen Kapitäne ohne Führerscheine unter Berücksichtigung der genannten Regelungen in den meisten deutschen Binnen- und auch See- bzw. Küstengewässern die Anker lichten. Am Ende des Tages gilt jedoch: Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel und Gewässer-spezifische Regelungen sind keine Seltenheit.
- PS-Grenze: Auf dem Rhein und auf der Elbe des Hamburger Hafens sind nur 5 PS Motorleistung gestattet, auf dem Bodensee sind es immerhin schon bis zu 6 PS.
- Ländersache: Bestimmte Gewässer gehören zu ihrem entsprechenden Bundesland - weshalb hier auch nicht die nationalen Regelungen greifen, sondern auf Länderebene geregelt wird.
- Internationale Gewässer: Bestimmte Gewässer, allem voran Flüsse, fließen ja bekanntlich nicht nur in Deutschland und unterstehen somit internationalen Regelungen. Dazu zählen etwa die Mosel, die Donau und auch der Rhein.
- Altersgrenze: Nicht immer sind die 16 Jahre Mindestalter gesetzt, der Bodensee zum Beispiel setzt 18 Jahre oder mehr voraus.
Bevor Du als Hobby-Kapitän also an Board gehst, ist es wichtig, Dich mit den genauen Begebenheiten und Regelungen Deines Zielgewässers vertraut zu machen. So kannst Du sicher in See stechen und Bußgelder vermeiden.
Auch im europäischen Ausland ist Bootfahren ohne Führerschein oft erlaubt, viele Länder ähneln sich in ihren Regelungen mit Deutschland. So kannst Du etwa in bestimmten Revieren in Frankreich, Niederlanden, Italien oder Polen völlig legal ohne Schein übers Wasser gleiten - solange Du ein entsprechend zugelassenes Boot mietest. Auch hier bekommst Du vor Ort eine Einweisung, bei der Dir alles Wichtige erklärt wird.

Auch im Urlaub ist es oft möglich, ohne Bootsführerschein die Anker zu lichten und die Gewässer zu erkunden. (Bildquelle: Katie Cerami / pexels.com)
Auch ohne Schein: Gewisses Seemannsgarn ist erfordert
Nur weil ein Führerschein nicht zwingend notwendig zum Fahren eines Bootes sein mag, heißt das verständlicherweise noch lange nicht, dass man sich an keine Vorschriften halten muss. Wie auf den Straßen gelten auch auf dem Wasser gewisse Verkehrsregeln - dazu gehören unter anderem das klassische Rechts-vor-Links und die Vorfahrtsregeln, wichtige Signale, Verkehrsschilder und ihre Bedeutungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie das Verbot, in bestimmten Bereichen zu ankern, zu baden oder sogar zu fahren.
Darüber hinaus solltest Du stets Schwimmwesten für alle Mitfahrenden dabei haben, den Wetterbericht im Auge behalten und mit Kindern an Board besonders vorsichtig fahren. So wird der Bootsausflug auch ohne Führerschein für alle Beteiligten zum vollen Erfolg!